Bauherrschaft | Stadt Zürich |
Architektur | Boltshauser Architekten |
Planungszeit | seit 2020 |
Status | In Planung |
In Zürich Oerlikon entsteht ein Ersatzneubau für das in die Jahre gekommene Sportbad Oerlikon, die Kunsteisbahn und die Rasensportanlage Neudorf. Das neue Sportzentrum – in dieser Größe schweizweit einzigartig – bildet ein kompaktes Volumen, das die benachbarten, blockartig organisierten Sport- und Eventanlagen ergänzt. Diese umfasst drei Hauptbereiche: Eishallen, Schwimmbecken für Wettkampf, Sprung, Freizeit und Lernbecken sowie ein Außenbad. Die Bereiche sind klar strukturiert und über ein gemeinsames Foyer und einer «rue intérieure» erschlossen. Der Entwurf des 26 Meter hohen Gebäudes hat sich konstruktiv und bezüglich der Gebäudetechnik den Anliegen des klimafreundlichen Bauens verschrieben. Die Anlage soll energietechnisch möglichst autark funktionieren, indem Abwärme aus der Eisproduktion genutzt und in thermischen Wasserspeichern – die von außen sichtbaren Türme – zwischengespeichert wird. Die dafür benötigte elektrische Energie stammt aus den Photovoltaikanlagen an der kompakten Fassadenhülle. Mit dem gewählten Energiekonzept lässt sich der gesamte Wärmebedarf größtenteils abdecken.
Die markanten, 26 Meter hohen Wärmespeicher sind als Lehmzylinder gebaut und stützen gleichzeitig die Dachkonstruktion. Lehmelemente werden sonst üblicherweise eher nur als Masse verwendet und übernehmen selten auch eine statische Funktion. Hier soll das Potenzial der Tragfunktion von Lehm mit Trasskalk und die Stabilität der daraus geformten Bauteile ausgeschöpft werden, indem sie mit Gewindestangen vorgespannt werden.
Bemerkenswert ist die Holzbauweise. Die Dachträger, die bis zu 45 Meter weit spannen und sich im Bereich der Eisfelder aufgrund der Gefahr einer möglichen Pfützenbildung nur 5 Millimeter durchbiegen dürfen, werden vorgespannt, um eine bislang unerreichte Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit im Holzbau zu erzielen. Die Holzträgerteile werden dafür parabelförmig eingefräst, um die Hüllrohre einzulegen. Nachdem die Trägerteile zusammengeklebt sind, können die Spannlitzen eingezogen und injiziert werden, damit eine Verbundwirkung entsteht – eine bewährte Methode aus dem Stahlbetonbau, die als innerer Verbund für einen statisch effizienten Hebelarm sorgt und das Kabel vor Brand und Korrosion schützt. Durch die Verknüpfung von Tradition und Innovation bleibt die Notwendigkeit neuer Anker und Pressen aus – bewährte Techniken werden genutzt. Die Trägerenden, die die Verankerung der Vorspannung aufnehmen, bestehen aus Beton, um die Spreizkräfte auf kleiner Distanz gleichmäßig zu verteilen und in den Holzträger einzuleiten. Zwar hat Beton einen großen CO2-Footprint, doch ermöglicht das frei formbare Material eine effiziente Lastdurchleitung. Wo nötig, wird das feste Material eingesetzt, ansonsten kommt nachhaltiges Holz zum Einsatz. Durch die gezielte Materialwahl werden die vorteilhaften Eigenschaften optimal genutzt, und dank des statisch sinnvoll ausgearbeiteten Tragsystems mit Vorspannung entsteht ein gutmütiges Tragverhalten, das eventuell erforderliche Lastumlagerungen möglich machen würde. Diese Kombination sorgt für eine hohe Tragfähigkeit und vermeidet ein sprödes Versagen. Theoretische Forschung und praktische Großversuche an der ETH Zürich und der Fachhochschule Muttenz bestätigen die Effizienz und die Ausführbarkeit dieser Bauweise.
Das Projekt ist ein Prototyp für die Symbiose von Ökologie, Tragwerk und Architektur. Die gewonnenen Erkenntnisse ebnen den Weg für künftige Bauprojekte mit robusten und steifen Strukturen aus Holz mit großen Spannweiten ab etwa 15 Meter. Es sind wertvolle Impulse für hohe Baukultur im Holzbau.
Bauherrschaft | Stadt Zürich |
Architektur | Boltshauser Architekten |
Planungszeit | seit 2020 |
Status | In Planung |