Bauherrschaft | Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) |
Architektur | Christ & Gantenbein Architekten |
Tragwerksplanung | INGE Neubau SLM Zürich: Proplaning AG / Schnetzer Puskas International |
Planungszeit | 2008-2011 |
Realisierungszeit | 2013-2016 |
Status | Gebaut |
Das 1898 von Gustav Gull geplante und ausgeführte U-förmige Museum wurde über 100 Jahre nach seiner Entstehung instandgesetzt und den gegenwärtig erforderlichen technischen und architektonischen Anforderungen angepasst. Der fünfgeschossige Erweiterungsbau von Christ & Gantenbein Architekten verbindet zwei Flügel des bestehenden Museums, welche einst den Übergang vom Museumshof zum Platzspitz-Park flankierten. Der Verbindungstrakt ist ein flach fundierter Stahlbeton-Massivbau. Er gleicht sich durch mehrere Knicke in den Fassaden sowie der eigens von Schnetzer Puskas Ingenieure für das Projekt entwickelten Tuffbeton-Fassade, dem Massstab und dem Erscheinungsbild des Bestands an. Gleichzeitig wirkt die Erweiterung als eigenständige, den Zeitgeist repräsentierende monolithische Skulptur. An zwei Stellen löst sie sich vom Boden und gibt den Durchgang vom Hof in den Park mit grosszügigen Portalen frei.
Das fugenlos ausgeführte Gebäude stellt einen im Grundriss dreimal, im Schnitt fünfmal geknickten, schlangenartigen Körper mit variablem Querschnitt dar. Was vorerst als architektonische Form erscheint, die den Besucherfluss visualisiert, ist gleichzeitig ein Tragwerk, dessen Kräftefluss sich offenbart: Wo der Körper auf dem Boden steht – an den Fusspunkten der Brücke – fliessen die Kräfte in den Baugrund. Diese Lager bilden die Festpunkte des Bauwerks. Von hier aus dehnt sich der Baukörper infolge Schwinden des Betons und differentiellen Temperaturschwankungen aus. Dort, wo sich der Baukörper torartig über den Park wölbt, handelt es sich um ein Brückentragwerk. Dieses kann als Dreigelenkkonstruktion bzw. Bock gelesen werden, wobei die geneigten, den Torrahmen erzeugenden Untersichtflächen als Druckstreben funktionieren und die Bodenplatte das Zugband bildet. Durch die Vorspannung der Bodenplatte wurde der Scheitel des Bocks angehoben – Schalung und Spriessung wurden damit entlastet. Die seitlich emporgehenden, perforierten Wände stabilisieren dabei die Druckstreben.
Dort, wo der Erweiterungsbau an die bestehende Bausubstanz andockt, verjüngt sich der Baukörper. Die tragwerkspezifischen Anforderungen beeinflussten hier bewusst die architektonische Gestaltung. Um aufwändige Verstärkungsmassnahmen im Altbau zu verhindern, überträgt der Erweiterungsbau keine Lasten: Er kragt gegen den Altbau beidseitig aus – an einem Ende mit einer Auskragung, am anderen Ende nur im statischen System sichtbar. Die umlaufenden Betonscheiben des auskragenden Schnabels bilden eine biege-, schub- und torsionssteife Röhre.
Die Betonfassade des Neubaus nimmt den Charakter der Steinfassade des Altbaus auf und interpretiert diese durch die Beigabe von Tuffstein als Zuschlagstoff in der Mittelkörnung neu. Zusammen mit dem Betonproduzenten wurde eine geeignete Siebkurve mit einem austarierten Wasserzementwert erforscht, um eine Betonrezeptur zu entwickeln, die einen genügend tragfähigen, gebrauchstauglichen und auf der Baustelle verarbeitbaren Beton garantierte. Die physikalische Wirkungsweise dieses Betons und die aus den Betonprüfungen resultierenden Kennwerte waren eminent für die Planung der fugenlosen Fassade. Der Kräfteverlauf der tragenden Wandscheiben war bestimmendes Merkmal für die möglichen Positionen der Perforationen, die in einem iterativen Prozess zwischen Architekt und Ingenieur gemeinsam entwickelt wurden.
PUBLIKATIONEN
Artikel aus DBZ DeutscheBauzeitschrift, 2019_02
© DBZ DeutscheBauzeitschrift
Artikel aus Tec21, 16-03-2017
© espazium.ch
Bauherrschaft | Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) |
Architektur | Christ & Gantenbein Architekten |
Tragwerksplanung | INGE Neubau SLM Zürich: Proplaning AG / Schnetzer Puskas International |
Planungszeit | 2008-2011 |
Realisierungszeit | 2013-2016 |
Status | Gebaut |